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DIE KIRCHHÖFE AN DER BERGMANNSTRAßE ODER KURZ: DIE BERGMANNFRIEDHÖFE

Die Kirchhöfe an der Bergmannstraße oder kurz: die Bergmannfriedhöfe


Liebe Lesende,

aufgrund einer durchdachten Entscheidung wurden die Friedhöfe an der Bergmannstraße, d. h. der Dreifaltigkeitskirchhof II, der Friedrichswerdersche Kirchhof II, der Kirchhof der Jerusalems- und Neuen Kirche IV und der Luisenstädtische Kirchhof I[1], vor nunmehr bald zwei Jahrhunderten angelegt. Seit langem sind sie in die Berliner Denkmalliste der besonders schützenswerten Flächen eingetragen. Von ihrer Funktion her sind es Orte für Beerdigungen und so werden sie genutzt. Sogenannte Reserveflächen, Areale, die nie für Bestattungszwecke Verwendung fanden, gibt es auf den Bergmannfriedhöfen nicht.

Von dieser Funktion einmal abgesehen, stellen die Friedhöfe für viele aber auch so etwas wie letzte sichere (sic!) und gut erreichbare Orte der Ruhe, der Trauer, aber auch der Entspannung dar. Viele setzen sich dort auch gerne einmal auf eine Bank und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Auch wegen der biologischen Vielfalt, z. B. allein wegen 60 nachgewiesener Vogelarten, werden diese mitten in der Stadt gelegenen Flächen oft aufgesucht und das von jung und alt, von älteren Damen genauso wie von jungen Müttern oder Vätern mit Kinderwagen oder auch armen Landsleuten, von denen es rund um diese Friedhöfe nicht wenige zu geben scheint. Nicht wenige sehen daher in Orten wie diesen Friedhöfen auch letzte verbliebene Rückzugsorte für lärmgeschädigte und hitzegeplagte Großstädter. Andere wiederum erfreuen sich an den individuell gestalteten Grabdenkmälern aus verschiedenen Zeiten. Und weil sie auch bedeutende Baudenkmale beherbergen, handelt es sich um kulturhistorisch bedeutsame Orte, die Schutz verdienen.

Diese Flächen erfüllen aufgrund ihrer Lage und Ausdehnung (21 Hektar) auch für das Binnenklima der Stadt eine wichtige Funktion.[2] Auch wenn zunächst nur einige Tausend Quadratmeter an der Jüterboger Straße bebaut werden sollten, wäre dies ein nicht wieder gutzumachender Eingriff in das gesamte Areal. Dies sieht der Naturschutzbund Deutschland e.V. ähnlich[3]. Und bei dem ersten Eingriff dürfte es nicht bleiben, da der Friedhofsverband längerfristig noch drei weitere Bauabschnitte vorgesehen hat.

Im Jahr 2009 wurden diese Friedhöfe dem im selben Jahr gegründeten Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EVFBS)[4] angeschlossen, womit eine Zentralisierung der Pflege dieser Flächen einherging. Erfahrene Friedhofsgärtner wurden und werden nach und nach abgelöst, mehr und größere Maschinen kommen inzwischen zum Einsatz. Ein aufmerksamer Beobachter notiert: „Es ist laut geworden. Wo einst Gärtner pietätvoll mit dem Rechen das Laub von den Wegen und den Wiesen fegten und auf Trauernde Rücksicht nahmen, verkehren heute die landwirtschaftlichen Maschinen aus dem aufgerüsteten Maschinenpark der Friedhofsverwaltung. Wo einst Schubkarren voll schwarzer Muttererde quietschten, brummen die Kleintransporter, von morgens früh um sieben bis abends um vier. Frieden gibt es auch auf dem Friedhof nur noch in finsteren Nächten.“[5] „Dieser Friedhof, sagt Frau Schmitt, die seit vielen Jahren jeden Tag kommt, um die Vögel zu füttern, >ist nicht mehr das, was er einmal war. Überall wird gefällt und gerodet, aufgeforstet wird nirgends.<“[6]

Seither wurde viel Buschwerk entfernt. Dabei ist inzwischen bekannt, dass dieses für die biologische Vielfalt derartiger Flächen unentbehrlich ist. Wie wichtig heute gerade innerstädtische Grünflächen auch für die Artenvielfalt und sogar die Entstehung neuer Arten sind, darauf weisen in letzter Zeit einige Studien hin.[7]

Ob es ein gangbarer Weg sein kann, ein 2,6 Hektar großes Teilstück des Luisenstädtischen Kirchhofs in einen „Friedhofspark“ zu verwandeln, wird sich zeigen. Hierzu wird der Friedhofsverband in Kürze[8] informieren.[9]

Zum Schluss noch der Hinweis, dass die Vereinten Nationen das laufende Jahrzehnt zur UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen haben, um den durch menschliche Eingriffe bedingten Rückgang aufzuhalten. Alle sollten das als Aufforderung verstehen. Wie so etwas geht, lässt sich übrigens auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee besichtigen.[10]

K.L.


[1]  URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedh%C3%B6fe_an_der_Bergmannstra%C3%9Fe
[2]  Von den über 1000 ha Friedhofsfläche des Landes Berlin steht einiges zur Disposition. Es wird überlegt bis zu 40 Prozent einer anderen Nutzung – beispielsweise auch Bebauung – zuzuführen.
[3] Siehe „Stellungnahme zu den Bergmannfriedhöfen der Nabu-Bezirksgruppe Friedrichshain-Kreuzberg“, Vgl. dazu auch Nabu: „Natur der Bergmannfriedhöfe“, URL: https://berlin.nabu.de/wir-ueber-uns/bezirksgruppen/friedrichshain-kreuzberg/ag-voegel-stadtnatur/friedhoefe-im-bezirk/12984.html
[4]  URL: http://evfbs.de/index.php?id=2
[5]  Hans W. Korfmann, Kein Frieden auf dem Friedhof, Kreuzberger Chronik, März 2016, URL: http://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2016/maerz/Reportagen.html
[6]  ebd.
[7]  Anke Petermann: „Artenvielfalt im urbanen Gebiet. Ist die Stadt bald grüner als das Land?“, 03.08.2016, URL: https://www.deutschlandfunkkultur.de/artenvielfalt-im-urbanen-gebiet-ist-die-stadt-bald-gruener.1001.de.html?dram:article_id=361908
Nabu (Naturschutzbund): „Biologische Vielfalt. Lebensräume und Lebewesen sind nicht nur vom Klima abhängig.“, https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/deutschland/13177.html
Tabea Turrini, Eva Knop: „Die Biodiversität ist in Städten höher als im Agrarland – «grüne» Stadtplanung vorausgesetzt“, 26.01.2015, URL: http://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/archiv/news/2015/medienmitteilungen_2015/die_biodiversitaet_ist_in_staedten_hoeher_als_im_agrarland__gruene_stadtplanung_vorausgesetzt/index_ger.html
[8]  URL: http://bergmannfriedhoefe.de/termine/
[9]  Nachtrag: Das vorgestellte Konzept stieß bei dem interessierten Publikum aus unterschiedlichsten Gründen auf breite Ablehnung. Vgl. Michael Unfried: „Park oder Friedhof“, In: Kreuzberger Chronik, Mai 2018 (No. 199), S. 22-27
[10]  Julia Haak, 29.01.2018, URL: https://www.berliner-zeitung.de/29571166


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Bergmannfriedhoefe.de – 01. März 2018, aktualisiert: 1.7.18