EINE IRRITIERENDE UMFRAGE

Eine irritierende Umfrage aus dem Januar 2018 des Meinungsforschungsinstituts N.N.

Immer mehr Menschen rund um die Friedhöfe an der Bergmannstraße in Kreuzberg vertrauen der Berichterstattung der Initiative Bergmannfriedhöfe. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kurzzeitstudie des Meinungsforschungsinstituts N.N., die vom Diskussionszusammenhang Volkspark Friedrichshain in Auftrag gegeben wurde. Ost und West sind sich in diesem Punkt ausnahmsweise einmal einig, wenngleich bei anderen Fragen eine seit 25 Jahren beobachtete Tendenz der Entfremdung fortbesteht.

Danach stimmen nur 1,4 Prozent der Kreuzberger der Aussage zu, die Bevölkerung werde von der Initiative Bergmannfriedhöfe systematisch belogen. Ein Jahr zuvor waren es noch 2,8 Prozent. Überhaupt vertrauen die Kreuzberger der Initiative immer mehr. Das fand das beauftragte Meinungsforschungsinstitut im Rahmen der Studie im Januar 2018 zum Entsetzen der Evangelischen Kirche heraus. 88,8 Prozent jener Kreuzberger, die von der Initiative gehört hatten, vertrauen demnach ihrer Berichterstattung vollumfänglich. Kaum jemand, gerade einmal 9,8 Prozent nimmt noch eine Zwischenposition ein. Für die Kurzzeitstudie befragten die beauftragten Forscher 1250 Personen. Der Fehlerquotient liegt bei plus/minus 0,8 Prozent. Der von Kirchenvertretern geäußerte Eindruck, die Mehrheit der Bevölkerung vertraue in der Bebauungsfrage der Evangelischen Kirche, stimme überhaupt nicht, schreiben die Forscher.

Das Vertrauen der Bürger resultiere vor allem aus der grundsoliden Unterschriftensammlung der Initiative Bergmannfriedhöfe sowie der Berichterstattung in einem kleinen Stadtteilmagazin, während die Website der Initiative noch keinen allzu großen Bekanntheitsgrad erlangt hat, was, so vermuten die Forscher, daran liegen könne, dass sich die Initiative bisher von sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Instagram und dergleichen fern gehalten hat.

Verlautbarungen der Evangelischen Kirche oder ihres bei der Bevölkerung in Ungnade gefallenen Friedhofsverbandes halten dagegen nur noch wenige Prozente (25,5) für vertrauenswürdig. Das ist ein Rückgang um sage und schreibe 34 Prozentpunkte gegenüber 2012. Auch Nachrichten aus sozialen Netzwerken vertrauen weniger Menschen.

Die Forscher vermuten, einer der Gründe dafür sei die missglückte Anwohner-Informationsveranstaltung in der Passionskirche Anfang 2017 gewesen. Aber auch ganz andere nicht weiter spezifizierte Kausalitäten können zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Über die Hälfte der Kreuzberger sehen darin inzwischen eine echte Gefahr für die Demokratie und erwarten von der Kirche geradezu inständig ein deutliches Signal des Einlenkens, auch um gewalttätigen Ausschreitungen einzelner erkrankter Mitbürger zuvor zu kommen.

Trotz der einst stabilen Vertrauensbasis setzt sich damit auch ein Trend der Entfremdung zwischen Kirche und Friedhofsbesuchern, zwischen Kirche und Kiez, fort. 69 Prozent der befragten Kreuzberger gaben an, gesellschaftliche Zustände in ihrem Umfeld ganz anders wahrzunehmen, als von den großen Medien und der Kirche dargestellt. Nahezu ein Drittel der Befragten sagten gar, die Themen, die ihnen wichtig seien, würden bewusst unterschlagen. Die Forscher meinen, falls sich dieser Trend fortsetze, könnte er unter Umständen sogar auf andere Bezirke überschwappen. Welche Auswirkungen das für die politische Stabilität in der Stadt haben könnte, haben sie nicht weiter untersucht.

Von der Kirche entfremdet fühlen sich laut der Studie im Umkreis der Bergmannfriedhöfe nicht nur jene Menschen, die mit ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation, mit der Politik und der Demokratie insgesamt unzufrieden sind. Auch die wirtschaftlich besser Situierten hadern in Kreuzberg mit der Kirche und manche auch mit der Demokratie. Gleichzeitig hegen sie hohe Sympathie für die Initiative Bergmannfriedhöfe. [1]


[1]  URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/medienvertrauen-luegenpresse-hysterie-ebbt-laut-neuer-studie-ab-a-1190749.html.
Hinweis: Die Qualität dieser Umfrage steht vielen anderen Umfragen in nichts nach.


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Bergmannfriedhoefe.de  –  01. März 2018, aktualisiert: 1.7.18