Berliner Zeitung

20.01.20, 20:09: Friedhof Dreifaltigkeit in Kreuzberg soll bebaut werden.

Obwohl die Bürgerinitiative gegen die Planungen eines neuen Wohnhauses auf dem Gelände des Kreuzberger Friedhofs zahlreich protestiert hatte, werden die anstehenden Baumaßnahmen wahr. (von Hans Korfmann)

Berlin-Kreuzberg – Am 18. Dezember überreichten Vertreter einer Bürgerinitiative einem Vertreter des Senats für Kultur und Europa 4000 Unterschriften besorgter Kreuzberger. Sie protestierten damit gegen die geplante Errichtung eines Wohngebäudes auf den denkmalgeschützten Friedhöfen an der Bergmannstraße. Die Aktion fand im letzten Moment statt, denn der Bauantrag des evangelischen Friedhofsverbandes stützte sich auf den Sonderparagrafen 246 zur Errichtung von Flüchtlingsunterkünften, der mit dem Jahresende seine Gültigkeit verlor. 

Daraufhin soll am 30. 12. die Entscheidung gefallen sein: Der Evangelische Friedhofsverband Stadtmitte kann sich auf künftige Mieteinnahmen freuen, es darf gebaut werden. Details aus dem Bauplan wurden noch nicht bekannt, doch handelt es sich laut Denkmalschutzbehörden um ein 50 Meter langes, fünf Stockwerke hohes und 14 Meter in den Friedhof hineinragendes Gebäude entlang der Jüterboger Straße.

Mit Paragraph 246 freie Baugenehmigung

Geplant sind Mietwohnungen, die wegen des Sonderbaurechts zunächst Flüchtlingen als Unterkunft dienen müssen. Danach können sie auf dem freien Markt angeboten werden. Ohne die Zuhilfenahme des Paragrafen 246 hätte für einen derart frei stehenden Bau keine Baugenehmigung erteilt werden können. Laut Baugesetzbuch dürfen Neubauten nur an bereits bestehende Gebäude anschließen. […]

Keine Presseerklärung

Die Bürgerinitiative schreibt auf ihrer Website Bergmannfriedhöfe.de: „Leider hat sich bisher weder die Senatsverwaltung für Kultur und Europa noch die Kreuzberger Bauaufsicht, die Evangelische Kirche oder die Berliner Presse zur Sache geäußert.“ Wie schwer sich auch die Politik damit tut, ihren Bürgern zu erklären, wie sie zu ihrer positiven Entscheidung kam, zeigt auch die Tatsache, dass drei Wochen nach der Baugenehmigung im Dezember noch keine Presseerklärung herausgegeben wurde. […]


Hinweis (Bergmannfriedhoefe.de / 23.1.20): Der Artikel wurde gekürzt, Fotos entfernt, Auslassungen so […] markiert. Um ihn ganz zu lesen, diesem Link folgen: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/friedhof-dreifaltigkeit-soll-bebaut-werden-li.5295. Im Artikel ist irrtümlich vom „Friedhof Dreifaltigkeit“ die Rede; das vorgesehene Grundstück liegt jedoch auf „Friedhof Friedrichswerder II“.

23.12.2019, 19:22: Friedhof an der Bergmannstraße: Wohnen, wo andere ruhen.

Politik und Kirche stehen geschlossen hinter dem Bauprojekt. Sehr zum Unmut vieler Kreuzbergerinnen und Kreuzberger. (von Hans Korfmann)

Berlin – Die denkmalgeschützten Friedhöfe südlich der Bergmannstraße stehen in jedem Reiseführer. Die vier aneinander angrenzenden sind ein Ort der Ruhe, Naturschützer und Denkmalschützer haben ein Auge auf das städtische Kleinod geworfen.

Doch die Idylle ist in Gefahr. […]

Zuletzt war von einer Wohnsiedlung auf dem Friedrichwerderschen Kirchhof an der Jüterboger Straße. Da begann sich die Nachbarschaft zu sorgen.

Plan zur Friedhofsnutzung

[…] die Kreuzberger sind skeptisch. Sie gründen eine Bürgerinitiative und beginnen mit dem Sammeln von Unterschriften […]. Die lokale SPD wirbt vor der Markthalle mit Flugblättern für eine Bebauung. Inzwischen beginnen die Friedhofsgärtner damit, auf dem geplanten Baugrundstück Baumschnitt, Unrat und ausgediente Grabsteine abzulagern.

Tiefgreifende Veränderungen

Es wächst ein unansehnlicher Müllberg vor den denkmalgeschützten Erbbegräbnissen in den Himmel. Auf dieses Feld, das die Friedhofsverwaltung jetzt als „Wirtschaftshof“ bezeichnet, führt man an einem regnerischen Oktobernachmittag des Jahres 2019 die Kommission der Denkmalschützer, die sie sich ein Bild machen soll.

Bereits einen Tag später erklärt der Landesdenkmalrat, dass „ein Baukörper des geplanten Ausmaßes und der vorgesehenen Positionierung die Lesbarkeit und Substanz des Gartendenkmals beeinträchtigen wird“ und bemängelt, dass „der geplante Neubau an dieser Stelle städtebaulich nicht hinreichend durchdacht ist und auf die Struktur des Friedhofs keine Rücksicht nimmt.

Da es sich nicht um eine temporäre Maßnahme handelt, sondern letztendlich um eine „generelle Umwidmung in Wohnflächen“, regt der Rat an, „für den geplanten Neubau einen alternativen Standort zu finden.“ Auch auf Bezirksebene wurde das Vorhaben vom Denkmalbeauftragten abgelehnt.

Dennoch reicht die Kirche einen Bauantrag ein. Bis zum 31. Dezember muss er genehmigt sein, dann verliert der § 246 seine Wirkung. Doch die Entscheidung des Landesdenkmalamtes steht noch aus. Es scheint, als spielten die Denkmalschützer auf Zeit. Sie wissen: Eine Baugenehmigung ohne ihr Gutachten wäre ein Fauxpas. Denn es handelt sich schließlich um keine Kleinigkeit: Fünf Stockwerke hoch und mit 55 Metern Länge, Seitenflügeln von je 17 Metern und Freiflächen von 45 Metern würde der Bau in den Friedhof hineinragen.

Die Denkmalschützer sind nicht alleine. Vergangenen Mittwoch standen fünf Vertreter der Bürgerinitiative vor der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, dem Sitz der Obersten Denkmalschutzbehörde. Wenn sich der Bezirk und die unteren Denkmalschutzbehörden nicht einigen, wird dort entschieden. Die Widerständler übergaben dem Staatssekretär Gerry Woop eine Kladde mit 3 800 Unterschriften.

Das Urteil über die Zukunft der Bergmannfriedhöfe wird noch in dieser Woche fallen.


Hinweis (Bergmannfriedhoefe.de / 27.12.19): Der Artikel wurde gekürzt, Fotos entfernt, Auslassungen so […] markiert. Um ihn ganz zu lesen, diesem Link folgen: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/friedhof-an-der-bergmannstrasse-in-kreuzberg-wohnen-wo-andere-ruhen-li.3748

29.01.2018: Ein verwunschener Ort (von Julia Haak)

Das Projekt „Naturschutz und Denkmalpflege auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee“ der jüdischen Gemeinde und der Technischen Universität Berlin wird als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.

„[…] Die TU hat bereits verschiedene Forschungsprojekte auf dem Gelände durchgeführt. Eins davon finanzierte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Von 2012 bis 2015 wurde die biologische Vielfalt erhoben, Moose, Flechten, Blütenpflanzen, Vögel, Fledermäuse, Laufkäfer untersucht. Die Studie förderte einen wertvollen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten zutage, darunter auch gefährdete Arten. Das Forschungsprojekt richtete sich auf die Integration von Naturschutzzielen bei allen Arbeiten, die der Bewahrung und Entwicklung des Friedhofs dienen. Genau dieses Engagement für die biologische Vielfalt soll nun ausgezeichnet werden. Die Vereinten Nationen haben das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 zur UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um den durch menschliches Handeln bedingten Rückgang aufzuhalten. Unterstützt werden Projekte mit Modellcharakter, solche mit Vorbildfunktion. […]“


Hinweis (Bergmannfriedhoefe.de): Der Jüdische Friedhof in Weißensee ist doppelt so groß und etwas jünger als die Evangelischen Friedhöfe an der Bergmannstraße. Um den obigen Artikel im Original zu lesen, folgen Sie diesem Link: https://www.berliner-zeitung.de/berlin/un-zeichnet-friedhof-aus-ein-verwunschener-ort–an-dem-natur-und-denkmal-eins-werden-29571166

Bergmannfriedhoefe.de – 27.12.19, letzte Aktualisierung: 23.1.20